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Doggersbank 1210 AK

Enttäuschung

Das Abenteuer beginnt!

Nebel auf der Avus. Der kleine Pfeil auf dem digitalen Armaturenbrett bestätigt, dass es Richtung Südwesten geht. Als Ziel wird ein Ort in Holland angezeigt, 623km , Ankunftszeit um 16:34 Uhr am Hotel in Heerenveen. Es ist jedoch kein echter Nebel, sondern die Gischt die von den vorausfahrenden Lastkraftwagen und Auto’s aufgewirbelt wird.
Bei der längeren Autofahrt habe ich nun die Gelegenheit gedanklich auf die letzten Tage und Wochen zurückzuschauen. Alles ging irgendwie sehr schnell, und einiges auch zu langsam. Wenn alles nach Wunschplan geht, kann ich für morgen einen Termin zu einer Bootsbesichtigung wahrnehmen. Eine Kombination aus Motoryacht und Segelyacht. Ein Stahlverdränger etwa zwölf Meter lang mit einem Rigg das aus zwei Masten besteht. Ein Segler würde es begrifflich wohl eine Ketsch benennen. Ich habe das Boot schon im letzten Sommer im Internet gefunden. Dass es keiner gekauft hat inzwischen wunderte mich immer, aber es ist auch keine gewöhnliche Motor- oder Segelyacht, sondern ein Kompromiss aus beidem. So etwas verkauft sich schwieriger. Ich war seit Dezember, seit ich mir den inneren Startschuss gab mich zu verändern, im lockeren E-Mail-Verkehr mit dem Verkäufer. Er schrieb auch ab und an mal es gäbe einen anderen Interessenten aber irgendwie klang das nicht seriös, ich schloss daraus, das es die allgemeinen Makler-Spielchen sind, um den Verkauf zu fördern und den Preis zu stabilisieren. Vor zwei Tagen als ich mich ankündigte, sagte er auch wieder er hätte eine Besichtigung.
Den Traum auf ein Boot umzuziehen und dort zu Leben und zu Arbeiten war schon lange in mir präsent. Aber dass ich das tatsächlich umsetzen würde, habe ich mir nie zugetraut zu denken. Ein Traum halt! Aber das letzte Jahr, die Ereignisse im Freundeskreis, die Entwicklung der Firma für die ich arbeite, und die Begleiterscheinungen der Pandemie, und nicht zuletzt mein Gesundheitszustand haben mich angeschoben und handeln lassen. Nun ist der Rückweg ist gekappt. Die Wohnung ist verkauft, und gestern war Auszugs- und Übergabetag an den neuen Besitzer. Es geht jetzt nur noch vorwärts. Das alles in einem Zeitrahmen von 3 Monaten. Ich komme mir vor wie in einem Traumtunnel. Ist das alles echt, oder wache ich irgendwann aus einem bösen Traum auf?
Am späten Nachmittag habe ich im Hotel eingecheckt, und ausgepackt, und kontaktierte den Verkäufer. Es sagte mir dann auch ohne zögern: „Es tut mir leid, aber ich habe vor einer Stunde das Boot verkauft!“ Ich wäre eine Woche zu spät. Das war dann erst mal ein Schlag ins Gemüt. Bumm! Hoffentlich ist es doch nur ein Traum.
Es war eine Doggersbank 1210 AK.
„Was ist schon eine kleine 2-Zimmer-Wohnung im Gegensatz zu den großen Haien. Vier Wochen hat die Kanzlei gebraucht nur um einen Brief-Vorgang zu erledigen. Für den Notar war ich offensichtlich nur ein kleiner Fisch im Finanzmeer.“ war der trotzige erste Gedanke der mir kam. Nach dem ich kapiert hatte, dass das Wunschboot (wenigstens nach den Bildern) außer Reichweite ist. Da hilft kein Grübeln. „Schau nach vorne und suche was Besseres!“ sagte man zu mir. Man hat recht, aber es fällt mir schwer. Eine Schade-Träne weg drücken, und die Umgebung des Hotels erkunden. Flaches Land mit Wasser!

Gruß Uwe